Das Ende von Walluf

22 Beschäftigten der Verlagsunion, dem Nationalvertrieb der Bauer Media Group, droht der Arbeitsplatzverlust, informierte der Konzernbetriebsrat der Bauer Media Group.“ Wie Betriebsrat und Belegschaft am 18. Juli 2014 völlig überraschend als vollendete Tatsache mitgeteilt wurde, hat ein Gesellschafterbeschluss am 14. Juli 2014 besiegelt, den Sitz der VU Verlagsunion KG vom bisherigen Standort in Walluf (im Rhein-Main-Gebiet, nahe Wiesbaden) nach Hamburg zu verlagern. Rechtlich gilt die Verlagerung bereits zum 1. August 2014. Die räumliche Schließung soll spätestens zum 30. Juni 2015 erfolgen.

In einer sofort anberaumten Betriebsversammlung wurde versucht, der Belegschaft die Gründe für die Verlagerung zu erläutern und angeboten, dass der jeweils aktuelle Arbeitsplatz zu im Übrigen unveränderten Konditionen am Standort Hamburg angeboten wird, es ändert sich nur der Arbeitsort.“ Begründet wird die Verlagerung unter anderem damit, dass der Konzernsitz in Hamburg sei, wo die Bauer Vertriebs KG ihren Sitz habe, mit deren Bereichen Disposition und Datenanalyse die VU eng verbunden sei. Zudem erbringe der Geschäftsleiter der Verlagsunion Nebentätigkeiten in der Bauer Vertriebs KG für den Bereich Handel, Grosso und Verlage. Aus diesem Grund sei seine Anwesenheit in Hamburg unerlässlich. Die Arbeit an zwei weit voneinander entfernten Standorten bringe erhebliche Zusatzkosten und erhöhten Abstimmungsbedarf mit sich.

Margot Maslowski, Betriebsratsvorsitzende der VU, sagt: „Dabei handelt es sich um hausgemachte Kosten, denn die Bereiche Disposition In- und Ausland, Außendienst, Datenanalyse, Marktbeobachtung und IT waren bis vor einigen Jahren in Walluf angesiedelt. Wir fragen uns, warum ein international agierender Konzern im Zeitalter fast unbegrenzter Kommunikationsmöglichkeiten den Vertrieb nicht an zwei Standorten effizient durchzuführen kann.“

Die Lebensplanung vieler Menschen wird zerstört
Zynisch empfinden die Betroffenen, dass sich angeblich ,nur’ der Arbeitsort ändern würde. 22 Beschäftigte sollen samt Familien nach Hamburg ziehen – mit allen verbundenen Konsequenzen, vor allem dem Verlust langjährig gewachsener sozialer und familiärer Bindungen. Manche haben Eigentum. Viele haben Kinder in der Ausbildung oder pflegen Angehörige. Warum zieht eigentlich der VU-Geschäftsführer nicht nach Walluf – dort, wo er auch hauptsächlich beschäftigt ist? Ob die Entscheidung unternehmenspolitisch sinnvoll ist, bezweifelt der Konzernbetriebsrat. Wir sehen die gesamte Zukunft der VU gefährdet. Sie ist Vertriebsdienstleisterin und übernimmt als Nationalvertrieb von anderen Verlagen die Betreuung des Vertriebs in der Bundesrepublik.

Die VU schreibt über sich: „Als Full-Service Zeitschriftenvertrieb bieten wir unseren Kunden, neben der Vertriebssteuerung im In- und Ausland, der Logistik von Zeitschriften und dem Abonnementservice, auch Beratung und Unterstützung in den Bereichen Redaktion, Marketing und digitale Medien an. Ein starkes Team aus Spezialisten unterstützt Sie intensiv bei der Erreichung Ihrer Ziele. Zusätzlich können wir auf die Fachkompetenz und Ressourcen eines der größten Verlagshäuser in Europa zurückgreifen.“ Margot Maslowski: „Das Know-how, das diese in hohem Maße spezialisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der VU in teilweise sehr langjähriger Tätigkeit unstreitbar erworben haben, wird verloren gehen. Es besteht oftmals eine enge Bindung der jeweiligen Vertriebsmitarbeiterinnen und Vertriebsmitarbeitern der VU an den zu betreuenden Verlag. Diese Bindungen werden von der Konzernleitung offenbar für den Geschäftserfolg weit unterschätzt.“

Die Konzernbetriebsratsvorsitzende Kersten Artus sagt: „Ungeachtet des Umzugs soll die VU Verlagsunion zwar weiterhin als eigenständiges Unternehmen zwar bestehen bleiben. Ob dies zusammen mit dem Verlust von Bindung und Know-how eine ,Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit’, wie von der Konzernleitung angeführt, erreicht werden kann, bezweifeln wir. Mal wieder siegt kurzatmiges Kostenmanagement über langfristige unternehmerische Klugheit. Wir fordern die Konzernleitung daher auf, den Plan zu überdenken.“ Wir sind solidarisch mit den Betroffenen. Wer sich an die Kolleginnen und Kollegen vor Ort wenden möchte, kann dies unter betriebsrat@verlagsunion.de tun.“

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